Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) sieht die Kostenbelastung bei Lebensversicherungen kritisch. Durch hohe Kosten könnte die Rendite der Policen zu niedrig ausfallen und Versicherte ihr Sparziel verfehlen.
Die Aufsichtsbehörde BaFin hatte 2021 bei vielen Versicherungsgesellschaften die Kostenbelastung für die am meisten verkauften Verträge abgefragt. Ergebnis: Die sogenannten Effektivkosten betragen für ein Eintrittsalter von 37 Jahren und einer Laufzeit von 30 Jahren im gewichteten Mittel 1,9 Prozent. Teilweise müssten Versicherte sogar Effektivkosten von vier Prozent schultern. Einer so hohen Kostenbelastung stünde keine adäquate Renditeerwartung gegenüber, damit Anleger ihre Sparziele erreichen, bemängelten die Prüfer.
Garantiezins nur knapp über null
Das Problem: Der Garantiezins, den die Lebensversicherer in Deutschland ihren Kunden beim Abschluss eines Neuvertrages gewähren, wurde zum 1. Januar 2022 auf 0,25 Prozent abgesenkt. Die von den Versicherern erwirtschafteten Gewinne bzw. Überschüsse liegen zwar höher, reichen aber häufig gerade so aus, um die Kosten zu decken. Im Jahr 2021 lag die laufende Verzinsung von Lebensversicherungspolicen bei durchschnittlich 2,06 Prozent. Zu wenig, um mit Sicherheit zu gewährleisten, dass eine festverzinste Kapitallebensversicherung unterm Strich ein Plus erzielt.
Renditevorteil fondsgebundene Lebensversicherung
Die inzwischen sehr hohen Inflationszahlen verschärfen die Renditeproblematik. Hohe Geldentwertung auf der einen und geringe Verzinsung auf der anderen Seite machen es sehr unwahrscheinlich, dass mit einer garantieverzinsten Lebensversicherung überhaupt noch ein realer Wertzuwachs erzielt werden kann. Bessere Gewinnaussichten haben fondsgebundene Lebensversicherungen. Hier kann vor allem ein hoher Aktienfondsanteil langfristig attraktive Renditen erwirtschaften. Außerdem können erwirtschaftete Erträge steuerfrei wieder angelegt werden, was den Zinseszinseffekt verbessert.
Allerdings sind auch bei diesen Policen die Kosten nicht zu unterschätzen. Zudem bieten solche Verträge keine Kapitalgarantie. Für sicherheitsorientierte Sparer sind sie daher nur bedingt geeignet. Für diese Zielgruppe kann – trotz schwacher Renditeaussichten – eine Lebensversicherung mit Garantieverzinsung die bessere Wahl sein, zumal Hinterbliebenenschutz und erbschaftssteuerliche Aspekte gewichtige Argumente für einen Vertragsabschluss sein können.
Alternative Anlagemöglichkeit
Aus Rendite- und Kostensicht bieten sich auch Fondssparpläne ohne Versicherungsmantel an. Die laufenden Kosten liegen deutlich unterhalb von Versicherungsprodukten, zudem sind Sparer sehr flexibel. Sie können jederzeit den Sparplan aussetzen oder Fondsanteile verkaufen. Zusätzliche Gebühren oder Kosten fallen dafür nicht an. Fondssparpläne bieten zwar keine Kapitalgarantie, doch durch Auswahl passender Assetklassen und hoher Diversifikation lassen sich Anlagerisiken senken. Wer auf Hinterbliebenenschutz wert legt, kann diesen separat absichern. Hinzu kommt, dass der Wert des angesparten Fondsvermögens für Hinterbliebene jederzeit zur Verfügung steht.