Die Reform der privaten Altersvorsorge ist seit langem überfällig – jetzt will die Regierung handeln. Ziel ist es, Sparpläne mit Wertpapieren attraktiver zu machen, deren Ertrag zu steigern und die Transparenz zu erhöhen.
Die Bundesregierung möchte noch in dieser Legislaturperiode die private Altersvorsorge reformieren. Seit langem gibt es Kritik an der Förderung von entsprechenden Sparanlagen. Besonders im Fokus steht dabei die Riester-Rente. Die Förderung sei zu kompliziert, zu versicherungsfreundlich und letztlich nicht zielführend. Auch die geringe Höhe des Sparerpauschbetrags ist immer wieder Gegenstand der Diskussion. Mit neuen Steuerboni und Zulagen will die Regierung das jetzt ändern. Vor allem das Sparen mit Wertpapieren soll attraktiver werden. Die Reform orientiert sich an erfolgreichen Modellen aus Ländern wie Schweden, Dänemark, der Schweiz, Australien und Kanada, die ähnliche Systeme zur privaten Altersvorsorge implementiert haben.
Weniger Steuern für Sparpläne
Die geplanten Reformen lassen insbesondere bei der Steuergestaltung Verbesserungen erwarten. So ist angedacht, Einzahlungen in Aktien-, Fonds- und ETF-Sparpläne bis zu einem Höchstbetrag von 2.500 Euro pro Jahr steuerfrei zu stellen. Das heißt, die Einzahlungen sollen brutto für netto erfolgen. Zudem sollen die in der Ansparphase gezahlten Kapitalertragsteuern, die in der Regel automatisch von der depotführenden Bank ans Finanzamt abgeführt werden, im Folgejahr über die Steuererklärung zurückgeholt werden können.
Neuer Sparanreiz: Staatliche Zulagen
Außerdem möchte der Staat die Anreize zur Eigenvorsorge erhöhen. So ist geplant, für das Wertpapiersparen eine Zulage ähnlich der Riester-Rente einzuführen. Damit könnte die Förderung etwa 175 Euro pro Person und Jahr sowie 300 Euro für jedes Kind betragen. Die Zulagen sollen insbesondere an Menschen mit niedrigem Einkommen, an Berufseinsteiger und an junge Eltern fließen. Welche Einkommenshöhen hier angedacht sind, steht noch nicht fest.
Spezielles Altersvorsorge-Depot
Die Finanzbranche soll ein spezielles Altersvorsorge-Depot entwickeln, das es Sparern ermöglicht, ihre private Altersvorsorge einfach und transparent zu verwalten. Das spezielle Wertpapierdepot kann sowohl von Banken als auch von Fondsgesellschaften und Versicherungen bereitgestellt werden.
Deutliche finanzielle Vorteile erwartet
Eine Beispielrechnung eines digitalen Vermögensverwalters zeigt, wieviel Entlastung beziehungsweise Ertragssteigerung möglich ist. Danach könnte eine 37-jährige alleinstehende Person ohne Kinder, die 4.000 Euro brutto im Monat verdient, einen Kapitalvorteil von bis zu 80.000 Euro erzielen. Gerechnet wurde mit einer 30-jährigen Ansparphase, bei der monatlich 150 Euro in einen Aktien-ETF fließen. Die angenommene Jahresrendite des ETF beträgt 6,5 Prozent, zudem fließen jährlich 175 Euro Zulage ins Depot. Ergebnis: Ein heutiger, herkömmlicher ETF-Sparplan würde ein Sparergebnis von 118.328 Euro erzielen, der gleiche Sparplan im neuen Altersvorsorgedepot käme dank Förderung und Steuervorteilen auf 201.072 Euro – ein Kapitalvorteil von rund 80.000 Euro.