Will der Mensch langfristig eine Perspektive haben, muss er seine Wirtschafts- und Lebensweise ändern. Das Thema Nachhaltigkeit spielt dabei eine zentrale Rolle.
Seit Monaten ist die Corona-Krise das alles beherrschende Thema der Medien. Doch mit fortschreitender Impfaktivität rund um den Globus dürften andere drängende Themen wieder in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Ganz oben auf der Agenda steht nach wie vor die Klimakrise. Wie können wir verhindern, dass sich die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten weiter verschlechtern? Ein zentraler Akteur auf diesem Gebiet ist die Fridays-for-Future-Bewegung. Die jungen Klimaaktivisten sorgen mit ihren Demonstrationen und der lautstarken Forderung nach ökologischer Umgestaltung weltweit für Schlagzeilen. Nicht ohne Erfolg: Viele Politiker erkennen inzwischen, dass an der Erhaltung der Lebensgrundlagen und einer nachhaltigen Wirtschaftsweise kein Weg vorbeiführt. Erste Richtungsänderungen wurden bereits beschlossen. So verabschiedete die Europäische Union den „European Green Deal“, mit dessen Hilfe die Netto-Emissionen von Treibhausgasen in der Europäischen Union bis 2050 auf null reduziert werden sollen – damit wäre Europa als erster Kontinent klimaneutral.
Nachhaltigkeit erfasst Wirtschaft und Finanzinstitute
Nachhaltigkeit und Umweltschutz spielen nicht nur in Politik und Öffentlichkeit eine immer wichtigere Rolle. Seit Jahren beschäftigen sich auch Unternehmen und die Finanzindustrie mit diesem Thema. Sowohl Großkonzerne als auch der Mittelstand sind dabei, ihre Produktion ökologisch umzugestalten bzw. eine Vielzahl ihrer Erzeugnisse umweltfreundlich auszurichten. Unterstützt, aber auch gefordert, werden sie dabei von Banken und Investmentgesellschaften, die mehr und mehr ethische, ökologische und soziale Kriterien bei ihren Geldanlagen berücksichtigen. Große institutionelle Anleger wie Pensionsfonds, Stiftungen und globale Vermögensverwalter verbannen zusehends Unternehmen aus ihren Depots, die an der Erzeugung oder Herstellung von Atomenergie, fossilen Brennstoffen oder klimaschädlichen Produkten beteiligt sind. Selbst der norwegische Staatsfonds, mit rund einer Billion Euro Anlagevolumen der größte Investor weltweit, legt inzwischen nachhaltig an. Die Fondsmanager sortierten kürzlich alle Öl-Konzerne aus ihrem Portfolio.
Grüne Unternehmen erfolgreicher
Die Gründe, warum Investoren Klimakiller oder Umweltsünder aussortieren, sind vielfältig. Unternehmerische Risiken und Verlustgefahren spielen dabei eine Rolle, aber auch das Thema Investitionssicherheit. Investoren interessieren sich zunehmend für die Risikoperspektive von Unternehmen. Die Statistiken zeigen, dass sich die Aktienkurse der Unternehmen, die schon vor der Corona-Krise einen Fokus auf Nachhaltigkeit legten, sowohl während der Marktturbulenzen als auch in ruhigeren Phasen überdurchschnittlich entwickeln. Die Erhaltung ökologischer und sozialer Grundlagen ermöglicht es Unternehmen, auf Dauer erfolgreich zu bleiben und auch im Krisenfall langfristige Pläne zu verfolgen.
Auswahlkriterium ESG gewinnt an Bedeutung
Um zu entscheiden, ob ein Unternehmen nachhaltig arbeitet oder nicht, bedarf es bestimmter Prüfkriterien. Dabei spielen die Buchstaben "ESG" eine wichtige Rolle. Sie stehen für Environmental (Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung). Im Umweltbereich wird dabei gefragt, wie die Umweltbilanz des Unternehmens aussieht, welche Emissionen es verursacht, wie die Rohstoffbeschaffung ist, das Abfallmanagement oder die Nutzung von regenerativen Energien. Im Sozialen wird Wert gelegt auf den Umgang mit Mitarbeitern und Dienstleistern, auf Arbeitsstandards (auch bei Zulieferern), Gesundheitsschutz und gesellschaftliches Engagement. Zu nachhaltiger Unternehmensführung gehören strenge und transparente Buchhaltung, vielfältige und integrierte Führungsteams, angemessene Vergütungssysteme sowie ethische Unternehmenswerte. Auf Basis der ESG-Kriterien werden ESG-Scores erstellt, die die Nachhaltigkeit von Unternehmen analysieren und bewerten und Portfoliomanagern fundierte Informationen an die Hand geben, um zu entscheiden, ob ein Investment in dieses Unternehmen empfehlenswert ist.
Nachhaltige Fonds sind gesucht
Anleger und Anlegerinnen, die ihr Geld umweltfreundlich anlegen wollen, können aus einer immer breiteren Palette an Fonds und ETFs wählen, die in ethisch oder sozial-ökologisch ausgerichtete Unternehmen investieren. Fonds verteilen die Anlagegelder auf viele Aktien oder Anleihen und erzielen so eine gute Risikostreuung. Die gezielte Kombination von nachhaltigen Fonds und ETFs im Rahmen einer definierten Anlagestrategie kann helfen, die Risikoverteilung weiter zu verbessern. Durch eine optimale Diversifikation des Portfolios sinken nicht nur Anlagerisiken, auch die Renditechancen lassen sich positiv beeinflussen.