Es klingt verrückt: Blind zu investieren, ohne zu wissen, wohin das Geld fließt. Möglich machen dies sogenannte SPACs. Dabei handelt es sich um „leere Firmen“ ohne operatives Geschäft, die dazu dienen, Geld an der Börse einzusammeln, um andere Firmen zu kaufen. Wie funktioniert das und was dürfen Anleger erwarten?
Filmfreunde kennen das Prinzip vom Kino: Wer einen sogenannten Sneak Peek besucht, weiß bis zum Vorstellungsbeginn nicht, welcher Film über die Leinwand flimmert. So ähnlich verhält es sich mit SPACs. SPAC ist die Abkürzung für Special Purpose Acquisition Company, was übersetzt so viel bedeutet wie “Übernahmefirma mit Aquisitionszweck”. Solche Mantelfirmen werden einzig mit dem Ziel gegründet, andere Firmen aufzukaufen und mit ihnen zu fusionieren, um möglichst einen neuen Börsenstar zu kreieren. Investoren kennen lediglich das Themenfeld, auf dem das SPAC aktiv werden wird, also etwa Biotechnologie, erneuerbare Energien oder Finanzen.
So gehen SPACs vor
Nach der Gründung haben SPACs zumeist 2 Jahre Zeit, ein geeignetes Unternehmen auszumachen und zumindest eine Absichtserklärung über die Firmenfusion auszuhandeln. Während dieser Zeit liegt das Kapital der Investoren auf einem Treuhandkonto. Ist die Fusion abgeschlossen, operiert das SPAC unter dem Namen der gekauften Firma. Diese wirtschaftet im Großen und Ganzen wie bisher weiter, allerdings jetzt in der Rechtsform des SPAC.
Möchten Anleger in eine solche Mantelfirma investieren, müssen sie beim Börsengang deren Aktien zu einem fest definierten Preis zeichnen. Mit dem Aktienkauf sind Optionsscheine verbunden, die den Kauf weiterer Aktien zu einem späteren Zeitpunkt ermöglichen, etwa wenn das SPAC erfolgreich fusioniert ist. Gelingt dies nicht, können Anleger ihre Anteile zurückgeben und erhalten ihr Kapital plus Zinsen zurück. Da die Unternehmen, die aufgekauft werden sollen, meist deutlich teurer sind als das SPAC selbst, engagieren sich auch Private Equity Fonds an der Mantelfirma. Daher werden SPACs-Finanzierungen gerne als „Private Equitiy 2.0“ bezeichnet. Anleger genießen zunächst gewisse Sicherheitspuffer: Sollte der gewünschte Fusionskandidat den Zusammenschluss ablehnen oder die Mehrheit der Aktionäre nicht mit der Fusion einverstanden sein, wird das eingesammelte Kapital wieder an die Investoren ausgeschüttet.
Mantelfirmen immer beliebter
Das Investieren in SPACs erlebt derzeit einen Boom. So gingen allein in den USA 2020 rund 250 Mantelfirmen an die Börse. Auch in Deutschland ist der neue Trend nun angekommen: Mit „Lakestar SPAC “ hat jetzt die erst Leerfirma den Sprung aufs Parkett gewagt. Initiator ist der deutsche Risikokapitalgeber Klaus Hommels. Umgekehrt zeigen sich auch Zielfirmen an Übernahmen interessiert. Der Vorteil für Zielfirmen liegt auf der Hand: Sie kommen schnell an die Börse, ohne viel dafür tun zu müssen. Ein konventioneller Börsengang wäre viel teurer und aufwändiger. Außerdem erhalten sie frisches Kapital und können ihr Geschäftsmodell nahtlos weiterführen, da SPACs ja keine eigenen Geschäfte betreiben.
Hohe Risiken für Anleger
Für Anleger ist ein SPAC-Investment nicht ohne Risiko. Sie erhalten zwar die gekauften Anteile, und die Gewinne daraus können immens sein. Das Ganze kann sich aber auch als Flop erweisen. Schließlich kann es passieren, dass der Kurs des fusionierten Börsenneulings in den Keller rutscht – im schlimmsten Fall bis auf null. Wer dann nicht rechtzeitig abgesprungen ist oder im richtigen Moment verkauft hat, dem droht Totalverlust. Es empfiehlt sich daher, nur einen überschaubaren und verschmerzbaren Betrag in ein solches Investment zu stecken.